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Untersuchungsausschuss

Flutkatastrophe: Anne Spiegel telefonisch nicht erreichbar

Ein Mitarbeiter von Anne Spiegel versuchte am Abend der Katastrophe und am frühen Morgen des Folgetags erfolglos, seine Chefin zu erreichen.

Familienministerin Anne Spiegel ist heute Abend vor den Untersuchungsausschuss zur Ahrtal-Katastrophe mit 134 Toten geladen. Noch ist nicht bekannt, ob Spiegel kommen und aussagen wird. Sie ist in Corona-Quarantäne. Die Grünen-Politikerin und damalige Umweltministerin in Rheinland-Pfalz geriet in den letzten Tagen in die Kritik, nachdem brisante Chatverläufe während der Katastrophe zwischen ihr und ihrem Team geleakt wurden (mehr hier und hier). Die Rhein-Zeitung berichtet in diesem Zusammenhang über eine Anrufliste, die die Redaktion nach eigenen Angaben einsehen konnte. Demnach war Anne Spiegel telefonisch nicht erreichbar, als die ersten Landkreise bereits den Katastrophenfall ausgerufen hatten, Straßen unterspült wurden und der Pegel in Altenahr von den tosenden Wassermassen weggerissen worden war.

In dem Bericht der Rhein-Zeitung heißt es, dass Staatssekretär Erwin Manz am 14. Juli um 22.24 Uhr versuchte, seine damalige Vorgesetzte Spiegel zu erreichen. Weil der Anruf erfolglos blieb, soll Manz eine Notiz angelegt haben: „Versuch Telefonat.“ Landrätin Julia Gieseking rief bereits um 20.15 Uhr den Katastrophenfall aus, auch um so die Unterstützung durch die Bundeswehr zu ermöglichen. Gegen 21 Uhr teilte Gieseking bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz mit, dass es viele überschwemmte Straßen und Ortschaften gebe, die nicht mehr erreichbar seien. Gieseking sagte: „Ich appelliere an die Bevölkerung, dass alle zuhause bleiben und sich schützen vor den Wassermassen.“

Am nächsten Morgen versuchte Staatssekretär Manz laut Rhein-Zeitung um 7.52 Uhr erneut, Anne Spiegel zu erreichen. Wieder ohne Erfolg. Als Spiegel das Ausmaß der Katastrophe schließlich erfuhr, schrieb sie am 15. Juli an ihre Mitarbeiter: „Das Blame Game könnte sofort losgehen, wir brauchen ein Wording, dass wir rechtzeitig gewarnt haben, wir alle Daten immer transparent gemacht haben, ich im Kabinett gewarnt habe, was ohne unsere Präventionsmaßnahmen und Vorsorgemaßnahmen alles noch schlimmer geworden wäre etc.“

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Brisanter Bericht

Meteorologe bot vor Flutnacht eine Wetter-Sondersendung an, doch SWR lehnte ab

Am Tag vor der Flutnacht bot Meteorologe Karsten Schwanke dem SWR an, eine Sondersendung zu der sich ankündigenden Wetterkatastrophe im Ahrtal zu machen. Doch der Sender lehnt ab. Das berichtet Schwanke im Untersuchungssausschuss zur Katastrophe.

Rund ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal läuft die Aufarbeitung noch immer auf Hochtourrn. Im Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags hat nun Meteorologe Karsten Schwanke berichtet, dass er dem SWR eine Sondersendung am Vorabend der schlimmen Flutnacht angeboten hatte. Diese lehnte der Sender aber ab.

Zunächst habe der Sender bei ihm angefragt, ob er eine Extra-Sendung mit Verweis auf die sinkende Hochwassergefahr für die Region Schwarzwald machen könne. Das habe er abgelehnt, berichtet Schwanke. Stattdessen habe er beim SWR in Mainz angerufen und der Redaktion von „SWR Aktuell“ eine Sondersendung für 19.36 Uhr zur sich andeutenden Wetterkatastrophe zu machen – nur wenige Stunden vor dem Eintreffen der Wassermassen also. Darüber berichtet unter anderem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

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Die Ahrtal-Akten:

Blick in geheime Papiere zeigt furchtbares Versagen in der Flutnacht

Überforderte Behörden, nicht-handelnde Landräte und eine Bevölkerung, die nicht gewarnt wird: Das Krisenmanagement während der Flutkatastrophe weist dramatische Mängel auf. FOCUS Online veröffentlicht nun seine Recherchen, welche Fehler gemacht wurden – und welche drastischen Folgen sie hatten.

Der Besuch währte nicht lange. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) schaute sich bei einer Stippvisite am 14. Juli gegen 19.30 Uhr in der Technischen Leitstelle (TEL) des Landkreises Ahrweiler um. Gemeinsam mit dem Landrat Jürgen Pföhler (CDU) ließ er sich vom Krisenstabsleiter kurz über die Hochwasser-Lage informieren. Dann folgte ein Foto, das per Twitter veröffentlicht wurde. Beruhigt meinte der Innenminister: „Ihr habt ja alles im Griff.“ Sagte es und verschwand mit seinen Personenschützern zurück nach Mainz.

Welch eine Fehleinschätzung. Bereits dreieinhalb Stunden zuvor hatte die Verbandsbürgermeisterin von Altenahr, Cornelia Weigand, ihren Landrat Pföhler gebeten, den Katastrophenalarm auszulösen. Der Starkregen hatte in der mittleren Ahrregion zu einer angespannten Hochwasserlage geführt. Schon am späten Nachmittag stand der Eifelort Schuld unter Wasser, andere folgten. Bewohner mussten per Hubschrauber gerettet werden.

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