Der Begriff Blackout ist ein Homonym. Auch Teekesselchen genannt. Ein Wort mit verschiedenen Bedeutungen. In meiner Sturm- und Drangphase hatte ich den einen oder anderen Blackout. In diesem Fall ist ein Filmriss gemeint. Wer hatte den nicht in seiner Jugend, wenn man seine eigenen Grenzen austestet? Meine Katastrophenphantasien, dass ich im Zeitloch meiner Erinnerung nackt in der Öffentlichkeit eine Polonäse angeführt habe, haben sich nie bewahrheitet. Gott sei gedankt. Jahrzehnte später kenne ich meine Grenzen. Nur scheint heute die gesamte Welt von einem grenzenlosen, kollektiven Blackout befallen. Ein Blackout auf allen Ebenen.
Der mit Abstand schlimmste Blackout ist der intellektuelle Blackout. Anders als beim temporären Filmriss ist dieser Blackout zu einem Dauerzustand geworden. Deutschland befindet sich im Würgegriff der Experten, der Fachidioten. Diese zeigen regelmäßig, wie idiotisch sie selbst in ihrem Fach sind. Jüngstes Beispiel sind die Auslassungen des Virologenpapstes Drosten. „Wer glaubt durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muss konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren.“ Chapeau! Das ist literarisch wertvoll. Das ist metaphorisch beeindruckend. Das ist ein lustiger Schenkelklopfer. Das ist aber auch medizinischer Unsinn. Nachlesbar in jedem Biologiebuch der Mittelstufe. Widerlegbar auch mit folgendem Satz: „Die Infektionsimmunität ist auf Dauer robuster.“ Welcher Schwurbler wagt es, Drosten zu widersprechen? Es war Drosten selbst. Mittlerweile ertappe ich mich dabei, Sympathien für die Faktenchecker zu entwickeln. Die Fähigkeit, Irrsinn als unumstößliche Wahrheit zu präsentieren und gleichzeitig Kritik daran als fake news zu diffamieren, erfordert sprachliche Kreativität.
Jalta 2.0?
Die Ergebnisse der Gespräche in Genf und das Jammern der EU
In Genf sind die ersten Gespräche zwischen Russland und den USA über gegenseitige Sicherheitsgarantien ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen. Was dabei rauskommen könnte und warum die EU außen vor bleibt.
Dass das erste Treffen zu den von Russland geforderten Sicherheitsgarantien einen Durchbruch bringen könnte, hat wohl niemand ernsthaft erwartet, zumal die US-Delegation unmittelbar vor dem Treffen verkündet hat, sie werde dabei keine Zusagen machen, sondern wolle erst einmal sondieren, was möglich ist. Die Themen, bei denen sich die USA verhandlungsbereit zeigen, sind für Anti-Spiegel-Leser keine Überraschung, denn sie decken sich mit dem, was ich am Tag vor den Gesprächen bereits aus amerikanischen Medienberichten gesammelt habe: Die USA sind grundsätzlich bereit, über die (Nicht-)Stationierung von Atomraketen in Europa und über die Frage, wie dicht Militärmanöver an der Grenze des jeweils anderen stattfinden dürfen, zu verhandeln. Fragen der zukünftigen Erweiterung der NATO sind für die USA (bisher) nicht verhandelbar.
Das deckt sich exakt mit dem, was ich am Vortag der Verhandlungen geschrieben habe. Das und weitere Hintergründe, worum es bei den Gesprächen geht, und was Russland den USA konkret vorgeschlagen hat, finden Sie hier. Da das Ergebnis dieses ersten Treffens vorhersehbar war, will ich auf diese Gespräche hier nicht weiter eingehen, zumal in den nächsten Tagen weitere Gesprächsrunden Russlands mit der NATO und der OSZE über das Thema folgen werden. Durchbrüche sollte man nicht erwarten, aber vielleicht zeichnen sich dabei mehr Details ab, worauf man sich einigen und wo man Kompromisse finden könnte.
Hier möchte ich auf andere Aspekte dieser Gespräche eingehen, über die man sonst nur wenig lesen kann.
weiterlesenAb nach Madagaskar!
Die Sprache in Zeiten von Corona
„An der Sprache sollst du sie erkennen“, so Hans Jacob im Jahr 1938 zum Sprachgebrauch der Nazis. Was erkennt man an der Sprache der Corona-Politik?
Die Lehren, die in Deutschland aus der Geschichte gezogen werden, verraten immer mehr über gegenwärtige Zustände als über die Schrecken jener Zeit. Weil das Vergangene von solchen, die viel fühlen, aber wenig denken, nicht als historischer Erfahrungshintergrund genommen wird, muss es als Selbstbedienungsladen für eine deutsche Selbstgerechtigkeit herhalten, die ihr Mäntelchen stets nach dem Wind hängt.
Eben noch hatte Auschwitz den Deutschen einen Minderheitenschutz aufgetragen, der schon dezente Hinweise auf Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie unter muslimischen Migranten unter den Verdacht einer rassistischen Stimmungsmache stellte. Heute gilt es als Holocaustverharmlosung, den seit Bestehen der Bundesrepublik ungeniertesten Angriff auf die Grundrechte samt der Ausgrenzung von „Ungeimpften“ mit der Frühzeit nationalsozialistischer Herrschaft zu vergleichen und manche Ähnlichkeiten festzustellen. Wo es früher „Wehret den Anfängen“ hieß, ist heute ein Nachdenken über ebendiese Anfänge schon verdächtig.
Das Vergangene aber kehrt nicht identisch, sondern verwandelt wieder. Es trägt nicht seine ursprünglichen Uniformen und singt nicht seine Lieder; sein Geist findet neue Erscheinungsformen, die der vormaligen Brutalität keineswegs entsprechen müssen. Deswegen muss man kein überzeugter Anhänger nationalsozialistischer Unmenschen sein, um zu sprechen wie deren gesundheitsversierte Light-Versionen.
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