„Wir erleben in Wien einen großen Maskenball“

Der österreichische Ex-Abgeordnete und Korruptionsbekämpfer Peter Pilz über das „System Kurz“, die Rolle des neuen Bundeskanzlers Schallenberg – und warum er die Kurz-ÖVP für gefährlicher hält als die Rechtsaußen von der FPÖ.

In Ihrem Buch „Kurz. Ein Regime“ beschreiben Sie das System um Sebastian Kurz, das auch im Zentrum des aktuellen Korruptionsskandals steht. Jetzt ist Kurz als Bundeskanzler zurückgetreten. Ist damit auch sein „Regime“ am Ende?

PETER PILZ: Was wir jetzt erleben, ist ein großer Maskenball. Kurz verkleidet sich als Fraktionsvorsitzender. Die Fraktionen im Nationalrat heißen bei uns Klubs, Kurz ist jetzt so etwas wie der Klubkanzler Österreichs. Das gesamte Kabinett ist ein Kabinett von Kurz-Jüngern, Kurz-Mitläufern und Kurz-Abhängigen. Das heißt, der Chef des Regimes hat sich einen neuen Hut aufgesetzt, und sein Regime macht weiter.

Welche Rolle spielt der neue Bundeskanzler Alexander Schallenberg?

Schallenberg ist kein Bundeskanzler, sondern ein Bundesstrohmann. Das ist ein kreuzbraver Diplomat, der sich nie mit Politik beschäftigt hat und der im Außenministerium für ÖVP-Parteibuchwirtschaft zuständig war. Aber so wie Österreich nicht von einem Führer Kurz regiert werden soll, soll es auch nicht von einem Strohmann von Kurz regiert werden. Wir brauchen einen echten Wechsel und keinen Maskenball.

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