„Der Geist weht, wann er will“ – Nachruf auf Götz Werner
Götz Werner hatte als dm-Gründer wirtschaftlichen Erfolg, als Vorkämpfer für die Idee des Grundeinkommens prägte er eine ganze gesellschaftliche Bewegung. Claudia Cornelsen mit einem Nachruf auf einen außergewöhnlichen Unternehmer.
Nun ist er also in einer anderen Welt. Da, wo ein Mensch hingeht, wenn er zuletzt als gläubiger Anthroposoph auf Erden war. Götz Werner ist tot. Friedlich eingeschlafen. Wie sonst? Friedlichkeit war sein Wesenskern.
Vielleicht nicht immer. In jungen Jahren soll er durchaus rebellisch gewesen sein. Ein Cognac trinkender und Zigarre rauchender Jungspund, der wichtigtuerisch im Hotelfoyer herumschwadroniert ist. Hat er selbst erzählt, während wir bei Sauerkrautsaft und veganem Brotaufstrich über sein Leben sprachen. Das war kurz vor seinem 70. Geburtstag. Wir arbeiteten an seiner Autobiografie „Womit ich nie gerechnet habe“.
Den Keksteller musste ich beiseitestellen, sonst würde er sie alle aufessen. „Dafür sind sie da“, sagte ich. „Aber ich bin nicht dafür hier,“ antwortete er. Die letzten 16 Jahre, die ich ihn aus nächster Nähe erleben durfte, war er vor allem für andere da. Demut und Wertschätzung – da sei die Essenz seines Lebens, erklärte er mir. „Ich lebe in dem Leisten für andere.“ In der Gemeinschaft fühle sich der Einzelne getragen. Das war seine tiefe Überzeugung. Ich weiß noch, wie ich ihn fragend anschaute. Führung sei nicht legitim, „es sei denn, ich gebe dem Mitarbeiter den Impuls, sich selbst zu führen.“
(…)
„Man kann nicht erzwingen, wann ein Mensch welchen Gedanken hat. Aber man kann Rahmenbedingungen schaffen, dass er sich zu denken traut – und dass er in Übung bleibt.“